Die historische Schützenscheibe aus dem Gründungsjahr der SG Gscheuerwand.

150 Jahre Schützengesellschaft Gscheuerwand

Die Schützengesellschaft (SG) Gescheuerwand Unterwössen gründeten die Mitglieder 1872 unter dem Namen „Zimmerstutzengesellschaft“. Zum ersten Vorsitzenden – damals Schussmeister genannt – wählten die Mitglieder Wolfgang Balsberger. So beschreibt es das Manuskript zur Chronik in den Vereinsakten, so belegt es die historische Scheibe mit der Jahreszahl 1872 im Schützenstüberl des Vereins.

Aus den frühen Jahren des Vereins ist wenig bekannt. Damals war es unüblich, das Vereinsgeschehen schriftlich für die Nachwelt aufzuzeichnen. Aufsehenerregend war, dass Mitglied Mathias Schrobenhauser 1912 im Münchner Oktoberfest die Würde des Schützenkönigs errang. 1935 trug der Verein sein erstes eigenes Königschießen aus. Der erste Schützenkönig hieß Nikolaus Schmid, später Ehrenmitglied im Verein. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges trugen die Mitglieder regelmäßige Preisschießen beim Schafferer – so hieß damals der spätere Gasthof zur Post – und am Daxenberg aus. Während des 1. Weltkrieges ruhte der Schießbetrieb ab 1915. Vereinsmäßiges Schießen blühte erst nach Kriegsende Anfang der zwanziger Jahre im Achental wieder auf. Zu jener Zeit wurde der Vereinsname Gscheuerwand nach dem markanten Felsen über dem Flugplatz als Vereinsname verwandt.

1933 hatte der Verein 23 Schützen und 3 Jungschützen. In der Folge betrieben die Nationalsozialisten die Gleichschaltung der Vereine. Sie gliederten die Schützengaue neu und schlugen die SG Gscheuerwand dem Untergau Traunstein zu. Die Mitgliederzahlen schrumpften. Im Jahr 1939, zu Beginn des zweiten Weltkriegs, verzeichnete der Verein nur noch 21 Mitglieder.

Von 1940 ruhte der Schießbetrieb. Erst 1950 erlaubten die Alliierten das Schießen mit Luftdruckwaffen. 1954 startete die SG Gscheuerwand erneut. Das Vereinslokal war nun der Gasthof zum Bräu. Im Jubiläum des 85-jährigen Bestehens weihte der Pfarrer die erste Vereinsfahne. Patenverein war die Schützengesellschaft aus Reichertsbeuern. Im 90. Gründungsjubiläum trug der Verein erstmals ein Gauschießen aus.

Das Fest zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 1972 ist bis heute Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. 15 000 Zuschauer – so wird berichtet – bildeten einen würdigen Rahmen. Sportlich brachte es das 21.Gauschießen mit 1065 teilnehmenden Schützen nach Unterwössen, ein damaliger Gaurekord. In diesem Jahr wurde Jakob Schmid nach 15 Jahren als Vorsitzender der SG Gscheuerwand 1. Gauschützenmeister. Er blieb es vier Jahre bis zu seinem Tod.

Unter dem Eindruck dieser Festwoche betrieben die Unterwössner Brüder Anton und Bernhard Greimel, wie auch Sepp Oberauer die Wiedergründung der Gebirgsschützenkompanie Wössen/Achental.

Bis heute zeichnen sich die drei Unterwössner Schützenvereine – neben den Gebirgsschützen auch die Oberwössner SG Hochwand – durch ein kollegiales Miteinander und gegenseitige Unterstützung aus. Regelmäßig tragen sie das Drei-Vereine-Schießen aus und helfen sich nach Kräften.

Nach der Aufstockung des Unterwössen Hallenbades richteten sich 1986 die Schützen der Gscheuerwand einen zwölfzügigen Schießstand im Obergeschoss des Hallenbades, dazu ein gemütliches Schützenstüberl ein. Dort trägt der Verein in der Saison von September bis April seine wöchentlichen Vortelschießen am Freitagabend aus. Traditionsschießen wie das Törggelen Schießen das Weihnachtsschießen oder das Ostereierschießen dazu verschiedene Geburtstagsscheiben bringen Abwechslung in Schützenjahr. Im Sommer bieten die Gscheuerwandschützen ihr Schießen für die Feriengäste an.

Die Schützengesellschaft Gscheuerwand ist als einer der ältesten Vereine des Dorfes gut in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Alle drei Jahre richtet er ein Pokalschießen aus, an dem zuletzt 405 Schützen aus fast allen Unterwössner Vereinen teilnahmen. Sportlich sind die Schützen in den Rundenwettkämpfen des Schützengaus Traunstein mit zwei Mannschaften unterwegs und melden Schützen von den Bayerischen bis zu den Deutschen Meisterschaften.

Passives oder aktives Mitglied in der Schützengesellschaft Gscheuerwand kann jeder werden. Am regulären Schießbetrieb können Jugendliche ab zwölf Jahren teilnehmen, Kinder ab sechs Jahren schießen mit dem Lichtgewehr. Informationen zum Verein hat die erste Schützenmeisterin Gabi Daxenberger-Wieland, Telefon 08641/8384.

fg

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Die historische Schützenscheibe aus dem Gründungsjahr der SG Gscheuerwand.